Wild Beauties – Interview mit Anne-Kathrin Klatt

Justine Konradt vom Tagblatt hat Mitte Oktober Anne-Kathrin Klatt zu ihrem neuen Stück Wild Beauties interviewt.

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Ein Auszug des Interviews:

Frau Klatt, Ihr neuestes Stück heißt „Wild Beauties“. Was muss man sich darunter vorstellen?

Ganz oft beschäftige ich mich in meiner künstlerischen Arbeit mit Verwandlung, Metamorphosen und Formenwandel. Passend dazu geht es in „Wild Beauties“ um die Faszination und die Schönheit des Artenwandels, der Evolution und die Veränderung von Wesenheiten. Die Idee war, dass ich ein Figurentheaterstück mache, bei dem ich auch meinen Körper einsetze. Das heißt, dass mein Körper Teil der Figuren wird und sich mitverwandelt. Genau das wird das Publikum erwarten: permanente Veränderungen und Neuerschaffungen von Lebewesen.

Wie haben Sie sich dem Thema angenähert, was waren ihre Inspirationen?

Ich habe mich ganz stark mit Lynn Margulis beschäftigt und natürlich mit Evolution schlechthin: Wie sind die Abläufe gewesen? Ist Evolution zum Beispiel immer allmählich passiert oder gibt es da auch Sprünge? Was bedingt Evolution? Biologisch habe ich mich da natürlich total eingearbeitet. Mit so einem Thema beschäftigt man sich über ein Jahr, bevor man überhaupt auf die Bühne geht.

Ihre Kunst- und Ausdrucksform ist das Figurentheater. Was macht
diese Kunstform für Sie so wertvoll?

Ich bin sehr früh zum Figurentheater gekommen. Ich habe auf einer Kirmes in Hamburg ein ganz klassisches tschechisches Stabmarionettentheater gesehen. Das war in einem Zelt einer alten fahrenden Puppenspielerfamilie. Die Geschichte „Genoveva“ war natürlich nicht besonders zeitgenössisch, aber was mich total fasziniert hatte, war, was man mit Puppen darstellen kann und dass man mit Puppen auch so große Stoffe erzählen kann. Die Faszination für mich liegt in der Verbindung zwischen dem bildnerischen Gestalten und der Darstellung. Je länger ich diese Arbeit mache und je digitalisierter die Welt wird, umso spannender finde ich sie. Und ich stelle immer wieder fest, dass Figurentheater nach wie vor wirkt und die Menschen ein unglaubliches Bedürfnis haben, gemeinsam etwas zu erleben.

Fester Bestandteil bei Ihren
Aufführungen von „Wild Beauties“ ist auch ein Making-Off-Film.
Warum haben Sie den Blick hinter
die Kulissen mit hineingenommen?

Wir finden, dass durch den Film nochmal eine andere Facette von Evolution gezeigt wird. Die Zuschauer sehen darin, wie sich die Produktion entwickelt, die Figuren gebaut werden und wie improvisiert wird. Das Stück wird sozusagen auf der Bühne geschrieben. Wir haben keine fertige Vorlage, die wir interpretieren, sondern wir entwickeln etwas selber. Und das ist für mich ein Evolutionsprozess in der Kunst.

Welche Reaktionen erhoffen Sie
sich vom Publikum? Was sollen
die Zuschauer mitnehmen?

Schön wäre es, wenn das Publikum innerhalb dieser 35 Minuten diese Faszination unserer Welt, in der es Evolution gibt, erleben würde. Nachspüren, was das für ein verrückter, wahnsinniger und toller Prozess ist, in dem wir als Menschen ja nur ein kleines Rädchen sind. Es lohnt sich übrigens für „Wild Beauties“ offen zu sein und sich auch auf Non-Verbales einzulassen.