Erste Eindrücke von „Wunderwelt Kreuzerfeld“
Ein Auszug aus dem Artikel vom Schwäbischen Tagblatt:
Die Welt dreht sich im Hochhaus – Patrick Tilke
Im Rottenburger Kreuzerfeld entführt noch bis Dienstag ein Spiel von Licht und Schatten in die „Wunderwelt“ des Stadtteils.
Ein Menschenschatten huscht über die hell
erleuchtete Fassade des Hochhauses im Rottenburger Kreuzerfeld. Tanzend bewegt er sich scheinbar unbekümmert hin und her. Doch plötzlich wird er von einem überdimensionalen Finger angestupst und die riesige Hand versucht, ihn aus dem Licht zu schieben.
Dann wird der kleine Mensch selbst zum Riesen und erobert
sich seinen Platz zurück: Am Donnerstagabend fand die Uraufführung für das Open-Air-Schattenspiel „Wunderwelt Kreuzfeld“ im gleichnamigen Stadtteil in Rottenburg statt. Rund 70 Gäste kamen zur Vorstellung, darunter auch Manuela Beck, Leiterin des Rottenburger Kulturamts.
Was sich aus dem Auftakt, begleitet von geschmeidigen Hip-Hop-Sounds entwickelt, gleicht einer Entführung in die „Wunderwelt“ in eines der Hochhäuser im Kreuzerfeld. Über ein Schlüsselloch geht es über in eine disruptive Mischung aus Collagen, Scherenschnitten und ineinander fließenden Bildern und Tönen von Momentaufnahmen aus dem Alltag seiner Bewohner: Hier ruft eine Schwäbin gleich die Polizei, in einer anderen Wohnung wird das Kind für die Schule fertig gemacht, und ein paar Räume weiter steigt eine internationale Party. Dazwischen miaut die Katze, watscheln Enten durchs Haus oder sitzen Hunde herum. Immer weiter spitzt sich dieses Weltengemisch zu,
bis die Badewanne überfließt und sich das Hochhaus in ein heilsames „Meeresrauschen“ verwandelt. Das Gießen der Geranien, das wachsende Gras, ein Mix aus Elektro und Klavierspiel und eine weitere Party scheint das, in der Klimax entstandene Chaos, wieder zu versöhnen. Da zeigt sich auch die Schwäbin befriedet: Statt die Polizei zu rufen, „erinnert“ sie nur noch sanft an die Kehrwoche.
„Wir wollten einen Ort bespielen, an dem wir sonst nicht sind“, sagte Anne Kathrin Klatt, Leiterin des Theaters am Torbogen. Entstanden sei die Idee aus einer Reihe an Kursen, zum Beispiel zum Scherenschnitt, im nebenan liegenden Kinder- und Familienzentrum Remigius. Rund ein Jahr dauerte die Vorbereitung, entwickelt wurde es in Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo Casa Magica aus Tübingen. Als Beitrag zu den Festlichkeiten zum 750-jährigen Bestehen von Rottenburg wird es von der Stadt unterstützt.
Der Sound läuft über Kopfhörer, die gegen eine Gebühr von vier Euro verteilt werden, das Familienzentrum verkauft Getränke. Veranstaltungsort ist die Hochhausfassade in der Konrad-Adenauer-Straße 26. Die 30-minütige Vorstellung läuft noch bis Dienstag, den 30. Juli, Beginn ist jeweils um 22 Uhr.